Mittwoch, 1. Januar 2014

Neujahrsgedanke

Neujahrsmorgen - der Abend war lang, die Nacht war kurz. Noch vom Besuchsmarathon der weihnachtlichen Tage und den Begegnungen der letzten Tage angespannt bin ich zeitig aufgewacht.
Bevor ich mich ewig im Bett herumwälze stehe ich auf, setze mich vor Weihnachtsbaum und Krippe und schaue das kleine Kind in der Krippe an. Mit einer kleinen Träne im Auge wird mir einiges vom Geheimnis der Weihnacht klar.
Hier vor Ochs, Esel und der Krippe verstehe ich wieder neu, dass ich nicht Herr meines Lebens bin. Die wertvollsten Dinge im Leben verdiene ich nicht und kann ich nicht herstellen, die kommen gratis, umsonst. Andersherum erfahre ich aber auch: Ich bin begrenzt, ein Mensch mit Schwächen. 
Gerade jetzt, mit einer nicht besser werdenden Mandelentzündung merke ich, wie konkret es werden kann, eigene Wünsche, Pläne und Vorstellungen aufzugeben. Wie gern würde ich in diesen Tagen mehr Freunde besuchen, mehr Unterwegs sein, mehr bei der Familie sein, mehr Lesen, mehr und mehr machen und tun.
Nicht das ich nicht will, sondern das ich nicht kann - das schenke ich diesem Kind.


Dienstag, 24. Dezember 2013

Grüße zum Weihnachtfest

Allen Besuchern meines Blogs wünsche ich eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit!
Mit einem kleine Video von mir und ein paar Gedanken dazu, verabschiede ich mich in die Ferien.

Das Weihnachtslied "Ich steh an deiner Krippen hier" umgibt ein Rätsel. Woher kommt die Melodie, die Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit gesungen wird? Verwendet wird die Melodie zwar in Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248) und in einem Gesangbuch, das er ebenfalls herausgab - doch ob es seiner Kreation entsprang oder nur eine Adaption eines unbekannten Komponisten ist, bleibt unklar. Klar hingegen ist der Textautor: es ist der bekannte lutherische Theologe Paul Gerhardt. Im 18. Jahrhundert kommen dann sein Text und die bachsche Melodie zusammen und finden vor allem im evangelischen Gottesdienst Eingang. 
Beim Anhören des Liedes entsteht gedanklich eine Krippenszene. Allerdings besteht sie vor allem aus zwei Personen: dem Kind in der Krippe und dem Sänger des Liedes. Paul Gerhardt lässt das Lied nicht irgendwo erklingen, sondern verortet es direkt in den Stall von Betlehem. Im Gepäck haben wir als Kantoren dieses Liedes zwar weder Weihrauch, Gold noch Myrre, dafür aber etwas anderes, sehr wertvolles: uns und unser Leben.
Zugegeben ist die Sprache romantisch, zärtlich, fast etwas blumig. Das zutreffendste Attribut ist wohl persönlich. Mit "Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut"lädt es ein, das ganze Leben vor dieses göttliche Kind zu bringen. Das ist ein weihnachtliches Tun.
Das ganze Leben, mit allen Höhe- und Tiefpunkten vor ein kleines Kind zu bringen - dies erfordert eine vertrauensvolle Beziehung. Diese wechselseitige Vertrautheit wird zurückgeführt auf die Erwählung noch vor unserer Geburt. Eine Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf, wie sie inniger fast nicht geschildert werden kann, kommt in den Versen zum Vorschein: "Und hast mich dir zu eigen gar,eh ich dich kannt, erkoren." Diese Beziehung geht so weit, dass der Schöpfer selber Gestalt eines Geschöpfes annimmt und Mensch wird: Weihnachten.
Das Fest der Geburt Christi liegt nicht zufällig am 24. Dezember. An dunkelsten Tag des Jahres strahlt im Kind in der Krippe unsere Sonne auf, "Licht, Leben, Freud und Wonne" kommen uns in Jesus zum Vorschein. Wie Maria und Josef, wie die Hirten, wie die Weisen aus dem Morgenland stehen wir an der Krippe und sehen in diesem Kind in der Hoffnungslosigkeit die Hoffnung.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

O Heiland reiß die Himmel auf



Es fällt sicher jedem Organisten schwer, dieses Lied nicht in vollem Register zu spielen, und kaum einer würde es aus erstem Impuls zaghaft singen. Es hat eine enorme Kraft, nutzt neben Verben der Stärke wie 'reißen' und 'brechen' vor allem Bilder von Naturgewalten. Die erste Strophe spricht von der Überwindung der uns von Gott trennenden Hindernisse. Wie die Sonne durch Wolken bricht, so soll sich Gott uns nahe zeigen. Es folgt das Bild des Taus, der obwohl an sich sanft, doch alles durchnässt; gefolgt vom Wolkenbruch: weniger sanft, aber mindestens gleich nass. Die letzte Strophe scheint die sanfteste zu sein, vom Grünwerden der Erde ist die Rede, von einem Blümlein. Jedoch auch hier: diese Kraft der Natur ist unaufhaltsam. Alle drei Strophen sind durch eine Linie verbunden: Das Wirken Gottes beginnt am Himmel, außerhalb unseres Wirkungsbereiches, geht wie Regen zur Erde und wird dort lebensspendend wirksam.



Friedrich Spee hat dieses Lied im Dreißigjährigen Krieg als dringende Bitte formuliert. Mit aller Kraft soll Gott nahe kommen, alle Widerstände durchbrechen. Uns kann solche Leidenschaft nach Gott fremd vorkommen. Wir erleben auch die Kraft der Natur nicht mehr so stark: zu wenig Sonne, zu viel Regen und spärliche Blüte bringen uns nicht mehr an den Rand des Todes, sie ärgern uns bestenfalls. Genauso können wir nur zu leicht verlieren, Sehnsucht nach Gott zu haben. Aber gerade dann ist dieses Lied wie für uns gemacht: Wir können Naturkräfte, und auch Gottes Wirken gar nicht herbeiführen. Das Bild der Naturgewalten beinhaltet, dass sie uns treffen, und wir sie nicht wie ein Gerät anschalten. Dieses Lied im Advent zu singen kann meinen, anzuerkennen, dass Gott uns treffen kann. Er kommt uns nahe: so ungebeten, so unaufhaltsam, so lebensspendend wie Regen.

Benno Kirtzel

Sonntag, 8. Dezember 2013

Es kommt ein Schiff geladen

Einen frohen uns gesegneten 2. Advent diesmal mit dem Lied "Es kommt ein Schiff geladen".



„Es kommt ein Schiff geladen“ weckt sicher viele Assoziationen: Ein großes Containerschiff, ein schwer beladener Tanker, eine Kreuzfahrtschiff mit Urlaubern.
Wie groß müsste das Schiff sein, das Gottes Sohn in seiner Herrlichkeit fassen könnte?
Doch nicht nur die Ladung ist die „teure Last“ - auch weitere Teile des Schiffes regen uns zum Weiterdenken an.

Beschrieben werden die Teile, die das Schiff antreiben: das Segel und der für das Segel umso wichtigere Mast, der baulicherseits die Verbindung zwischen dem Schiffsrumpf und dem Segel darstellt – existenzielle Teile, dass das Schiff in Bewegung kommt und bleibt.
Die dritte Strophe beschreibt ein Paradoxon: „Der Anker haft' auf Erden, da ist das Schiff an Land“ - wie sinnlos. Ein Schiff an Land?

Doch genau das erschließt, die Bedeutung des Schiffes: Das Schiff beschreibt die schwangere Maria.
Jesus nimmt, um durch sie Mensch zu werden, Maria ganz ein. Sie, durch das Wort Gottes Mutter wird, ist ganz erfüllt durch den Sohn Gottes. So lässt sich auch die zweite Strophe verstehen: Maria wird vorangetrieben durch die Liebe – Sie trägt die Liebe Gottes zu allen Menschen in der Gestalt eines Kindes in sich.
Als „Mast“ wird der Heilige Geist beschrieben. Er ist es, durch den Maria empfangen hat. Der Heilige Geist eint in Maria die Liebe der Mutter zu ihrem Kind und die Liebe Gottes zu uns Menschen. Und so ergibt die dritte Strophe auch einen Sinn: In der Herbergssuche und der Kälte des unangemessenen Quartiers, einem einfachen Stall, findet das „Wort Gottes“ eine Heimat. Das Wort Gottes wir Mensch. Die Gewissheit der letzten Worte der dritten Strophe - „der Sohn ist uns gesandt“ - begleitet uns durch den restlichen Advent. Dessen dürfen wir uns gewiss sein: „das Wort will Fleisch uns werden.“

Das gesamte Lied ist in der Zeitform der Gegenwart verfasst, so dass auch wir heute, im Jahr 2013, in der Erwartung dieses großen Geheimnisses der Menschwerdung Gottes stehen.
Der Sohn Gottes kommt als hilfloses Kind in unsere heutige Welt.


Der zweite Adventssonntag hat in diesem Jahr auch noch eine andere Bedeutung: Es ist der Aktionstag des „worldwide candle-lighting“. Dies ist ein Gedenktag, für tot- und fehlgeborene, bzw. frühverstorbene Kinder. Jede/r, ist eingeladen, im Gedenken an ein solches Kind, um 19.00 Uhr eine Kerze in ein Fenster zu stellen, so dass sich, um immer eine Stunde versetzt, eine Lichtwelle um die gesamte Erde ausbreitet.
Ein Lichtzeichen der Hoffnung, das die Liebe Gottes in gewisser Weise sichtbar machen kann.

Schenken wir unsere Liebe in Dankbarkeit weiter und schließen wir in unser Gebet und unsere Bitten besonders die werdenden Mütter ein.

Raphael Weichbrodt

Montag, 2. Dezember 2013

"Maria durch ein Dornwald ging"

Bei der "Sommersoiree" unser Fakultät in Erfurt hörte ich sie singen: vier junge Frauen, die mehrstimmig geistliche Lieder bspw. von Huub Oosterhuis gesungen haben. Da war mir klar: mit den Vieren muss ich mal ein Projekt bearbeiten. Vor dem Advent bot sich das an: vier geistliche Adventslieder zu den Adventssonntagen. Zusammen mit der Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen habe ich dann das Projekt eingefädelt; das erste Ergebnis ist online.
Studenten aus Bistum kommentieren zu dem auch die Lieder und geben kurze Erklärungen sowie geistliche Impulse zu den Thematiken der Strophen.


Studierende der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt haben in diesem Advent das Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ eingesungen und kommentiert.

Gesang: Theresia Härtel, Anna Reinhardt, Bettina Altmann unter der Leitung von Sarah Kotitschke; Satz: Wolfgang Gentner


Sicher belegt ist es erst 1850 in einer Sammlung geistlicher Lieder. Gut 200 Jahre zuvor finden sich unter einem anderen Lied allerdings schon der Vermerk, dass es „nach der Melodie Maria ging durch diesen Wald“ gesungen wird. Ursprünglich ein marianisches Wallfahrtslied aus dem Eichsfeld, ist es über die Grenzen Thüringens hinaus zu einem der populärsten Adventslieder geworden.

Ein Rosengarten im Winter: kahl und verdorrt. Grünes Blattwerk oder gar Blüten sind in dieser trostlosen Landschaft unvorstellbar. Und mitten hindurch läuft Maria. Es ist die Szene in der ersten Strophe des bekannten Liedes "Maria durch ein Dornwald ging".

In der zweiten Strophe wird mit einer rhetorischen Frage herausgefordert: "Was trug Maria unter ihrem Herzen?" Die Bedeutung des Herzens geht über ein beliebiges Organ hinaus. Es steht für das Lebenszentrum selbst. Und genau hier wird ihre Leibesfrucht verortet. Im Zentrum steht das, was einen besonderen Schutz bedarf – es ist ein "Herzensanliegen".

Wunderliches schildert die dritte Strophe: Als Maria mit ihrem Sohn durch den Dornwald läuft, fangen die Rosen an zu blühen. In der Bibel sucht man ein Rosenwunder vergeblich. Aber mittelalterliche Legenden berichten von solchen Wundern, wie zum Beispiel bei der Hl. Elisabeth von Thüringen. Ganz biblisch (Lk 1,39) ist hingegen der Hintergrund des Liedes: der Weg der schwangeren Maria ins karge Bergland Judäas und der freudige Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth.

 Inständig, fast sehnsüchtig erklingt, wie beim antiken Einzug eines Königs, der alte Gruß „Kyrie eleison“, „Herr, erbarme dich“. Er drückt Erwartung aus.

 Erwartung und Hoffnung, ausgedrückt im wüsten Dornenwald, der in einen lebendigen Garten verwandelt wird, wenn Christus in diese Welt kommt. Er möchte uns verwandeln, unser Leben erblühen lassen. Es beginnt in dem Moment, in dem ich mich auf diese Hoffnung einlasse, Christus mein Leben anvertraue. Maria hat sich darauf eingelassen und wird im Lied als eine Frau geschildert, die Christus "unter ihrem Herzen" trägt. Kann man eine schönere Beschreibung für einen Christen finden?

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Das Brevier auf dem Handy...



Auf Latein, in Italienisch und Englisch, auch in Spanisch und Französisch gab es sie schon: die Stundenbuch-App.

Diese Woche hat das Deutsche Liturgische Institut und der Katholische Pressebund eine offizielle App auf Deutsch für Android und Apple herausgegeben. Damit ist es möglich, die Haupthoren des Stundengebetes ganz praktisch unterwegs zu beten. Ob nun in der Straßenbahn, auf der Parkbank oder am Strand: Laudes, Vesper und Komplet sind immer mit dabei. Zusätzlich bietet die App auch eine Auswahl an kleinen Horen und die Tageslesungen der Hl. Messe. Das kleine Programm für Smartphones "lädt ein, den uralten Gebetsschatz der Tageszeitenliturgie neu zu entdecken, wie ihn die Priester und Ordensleute seit Jahrhunderten beten", so die Herausgeber.




Stundenbuch - screenshot thumbnail Stundenbuch - screenshot thumbnail 

Das Stundengebet ist eine einfache wie edle Liturgie, die vor allem die Psalmen rezitiert und zusammen mit Lesung und einen Hochgesang aus dem Evangelium ein überwiegend biblisches Gebet darstellt. Das II. Vatikanisch Konzil (1962-65) empfiehlt allen Christen "das Stundengebet zu verrichten, sei es mit den Priestern, sei es unter sich oder auch jeder einzelne allein" (SC 100). Verteilt über den Tag soll unser Leben durch das Gebet geheiligt werden, d.h. in den großen Horizont Gottes gestellt werden und immer wieder auf ihn ausgerichtet werden. Zusammen mit tausenden Christen weltweit ist man in dieser Gebetsform miteinander verbunden. Darüberhinaus stimmt mit der Beter mit den Psalmen in das Lob Gottes unsere jüdischen Geschwister ein. 
StundenbuchÜber die Internetverbindung lädt die App tagesaktuell die Gebetstexte herunter. Wer viel unterwegs ist und keinen permanenten Internetzugang hat, kann sich die Texte für zehn Tage im Voraus downloaden. 

Und das Beste an der ganze Sache: wie die meisten wichtigen Dinge im Leben ist diese Anwendung gratis. 

Die App gibt es hier zum Download:

 

Samstag, 21. September 2013

Interview mit Papst Franziskus




In fast allen Medien ist in diesen Tagen ähnliches zu lesen: Papst Franziskus gewichtet die Themen die Kirche um. Dabei geht es ihm um eine neue Fokussierung auf das erste und wichtigste Anliegen der Kirche: "Die wichtigste Sache ist aber die erste Botschaft: ‚Jesus Christus hat dich gerettet.‘ Die Diener der Kirche müssen vor allem Diener der Barmherzigkeit sein."


Papst Franziskus
Foto: Agência Brasil (CC BY 3.0 BR)
Die Gespräche mit dem Heiligen Vater zeigen, dass er ein Mann aus der Seelsorge ist. Pastoral erfahren, mit dem Finger am Puls der Zeit kennt er die Fragen, Probleme und Nöte der Menschen im 21. Jahrhundert. Dem ehemaligen Bischof auf Buenos Aires kann man nicht vorwerfen, dass er keinen Blick in die Realität hat. Eine schöne Passage beschreibt es: "Ein anderes Beispiel aus diesen Tagen: Ich habe gesehen, dass das Telefongespräch, das ich mit einem Jungen geführt habe, der mir einen sehr schönen Brief geschrieben hatte, von den Zeitungen aufgegriffen wurde. Das war für mich ein Akt der Fruchtbarkeit. Ich habe mir bewusst gemacht, dass ein heranwachsender Junge einen Pater kennengelernt hat und ihm etwas von seinem Leben erzählt. Der Pater kann nicht sagen: ,Darauf pfeife ich!‘ - Diese Fruchtbarkeit tut mir sehr gut.“


Ich denke, wir dürfen sehr dankbar sein. Das vollständige, sehr lesenswerte Interview gibt es in der Zeitschrift Stimme der Zeit online.