Mittwoch, 29. Oktober 2008

Ein Mittwoch im Seminar ...

Heute ist Mittwoch . Ich möchte mal auf einen gewöhnlichen Tag wie diesen eingehen. Der Morgen beginnt für mich 6:40 Uhr mit dem Aufstehen. Ich habe dann eine gute dreiviertel Stunde um zu duschen und ein paar Kleinigkeiten aufzuräumen oder die wie heute, die frisch gewaschenen Sachen zusammen zu legen und in den Schrank zu räumen. Um 7:30 Uhr beginnt dann der Tag gemeinsam in der Kommunität. Am Mittwoch heißt das, gemeinsam Hl. Messe zu feiern. Im Oratorium, unserer kleinen Kapelle, feiern wir am Werktag den Gottesdienst. Kurz nach acht ist die Messe vorbei und das Frühstück im Speisesaal kann beginnen. Heute gab es auf meinem Teller zu zu Brötchen, Marmelade und Joghurt noch Eier dazu. Um 9:00 Uhr ist dann zwei Stunden Latein (bzw. für die anderen Griechisch und Italienisch) angesagt. In unserer heutigen Einheit haben wir mit Pronomen (is, ea, id ...) weitergemacht. Für mich ist das noch etwas verwirrend, denn im deutschen Sprachgebrauch überlegt man nicht, was ist das für ein Fall? Akkusativ? Wen oder Was? Oder doch Nominativ? Wer oder Was? Bis 10:45 Uhr haben wir auch die neuen Vokabeln durchgesprochen und es ist offiziell mit Latein vorbei. Jetzt haben wir Zeit bis 12:30 Uhr zum Mittagessen im Saal. Ich habe die Zeit genutzt, um ein paar Vokabeln zu lernen und zumindest mal in das grammatikalische Thema reinzuschauen. Nebenbei habe ich mal in die neue "Grundordnung des römischen Messbuchs" reingelesen, die ich bei der Bischofskonferenz bestellt habe. Denn am Nachmittag ist der wöchentliche Glaubenskurs mit Katechismus und Einführung in die Liturgie. Die Zeit nach dem Mittagessen (es gab sowas wie mit Niere gefüllter Kalbsbraten) verbrachte ich in unserer "Liturgiegruppe", es galt die Gestaltung der Gottesdienste der folgenden Woche zu besprechen und zu organisieren. Nach einem Mittagsschlaf geht es dann mit dem Glaubenskurs weiter, den Regens Emge hält. Wir haben heute über die Stellung des Wortes in der Liturgie gesprochen. Die Bischofssynode hat erst die Tage noch einmal betont, dass das Wort Gottes gleich wie die Eucharistie im Zentrum der Hl. Messe steht, denn in den Lesungen und der Homilie sprich Gott zu uns. 17:30 ist schon etwas eher Schluss als gewöhnlich, denn in der Frankenschau auf BR wird ein Beitrag aus dem Passauer Priesterseminar gezeigt, den der Regens und wir nicht verpassen wollen. So ist das Beten der Vesper um 18:10 auf "muss jeder für sich später beten" verschoben. Um 18:30 gibts zum Abendbrot als Ergänzung die gegrillten Rippchen von vorgestern und den "Leberkäs" von gestern Mittag. Heute haben wir das erste Mal bei einer Mahlzeit geschwiegen. In Zukunft soll der Mittwochabend mit einer Tischlesung gestaltet werden. Die Zeit nach dem Abendbrot bis um 20:00 Uhr zur Anbetung verbringe ich mit einem kurzen Chat nach Vietnam, weitere Terminabsprachen für das kommende Heimatwochenende in Dresden und dem "von einem anderen Alumnen Latein erklären lassen". Die Anbetung wird jede Woche von einer Gruppe individuell gestaltet, so dass etwas 20 Minuten gestaltet sind und der Rest in Stille ist. Zeit um an viele Menschen zu denken und für sie zu beten. Im Anschluss ist der "Stille Abend", den man wie der Name schon sagt, möglichst in Stille und für sich verbringen soll.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Admissio

Heute war der Erzbischof von Bamberg bei uns im Priesterseminar. Drei Leute aus dem Pastoralkurs wurden durch die "Admissio" in den Kreis der Weihekandidaten aufgenommen. Das äusserte sich durch die Bereitschaftserklärung im Gottesdienst und durch den Segen des Bischofs. Im Anschluss gab es natürlich ein kleines Festessen, mit den Familien und Freunden der Weihekandidaten.
Abgesehen dieser Ereignisse haben wir heute den ersten Lateintest geschrieben der nicht ganz so befriedigend war, wie erhofft. Irgendwie fällt mir die Textübersetzung einfacher, als einzelne grammatische Aufgaben. Da hilft alles nichts, ausser weiterhin viel lernen...
Morgen habe ich vor nach Nürnberg zu fahren und habe für die Abendmesse in der Gemeinschaft Dispens vom Regens erhalten. In Nürnberg werde ich ein paar Freunde besuchen.

Samstag, 18. Oktober 2008

Endlich Wochenende ...

... denn die Tage vergehen wie verrückt. Die Wochentage sind nach wie vor vollgepackt mit Programm. Jede freie Minute wird dann für Latein verwendet, denn ausruhen kann man sich nicht. Mittlweile sind wir beim Imperfekt angelangt. Für die Lateiner unter uns ein paar Sätze, die ich zur Übung übersetzen konnte:

Cunctis senatoribus (senator, -oris: Senator) in basilica locus non est.
Itaque senatores in templa aliaque aedificia fori vadunt.
Etiam Quintus forum petit, ubi amicos videt. “Oro vos cunctos, amici, venite mecum!”
Ad aedificia mercatorum vadunt, ubi turbam servorum observant. Alii student, alii dubitant.
Tum dominus servorum apparet. “Quid video? O dei, audite! Occidite cunctos servos malos!”

So nutze ich das freie Wochenende um einiges aufzuholen und zu wiederholen, denn am Mittwoch schreiben wir unseren ersten Test.
Dienstag und Donnerstag bin ich selber ungefähr 70 km mit dem Auto unterwegs um eine Supermarktfiliale in der Umgebung von Bamberg abzufahren und die Lebensmittel für das "Josefslädchen" einzusammeln. Am Dienstag war ich dann auch am Nachmittag beim Verkauf dabei und es war interssant und gut, die Leute einmal zu sehen und kennenzulernen, die dort einkaufen.

Vergangenes Wochenende war unser Gemeinschaftswochenende vor Ort. “A apple a day keeps the doctor away“, mit einem kurzem Auszug aus dem Hörbuch „Vom Zauber des seitlichen dran Vorbeigehens“ von Max Goldt beginnt Dr. Markus Kohmann, Spiritual des Priesterseminars, das gemeinsame Wochenende zum Thema „Sakramente“.

„Was ist das denn für ein Einstieg“, dachte ich, als ich hörte, wie Max Goldt versucht das Sprichwort ins Deutsche zu übersetzten. Goldts beste Übersetzung des Spruchs lautet: „Ein Apfel am Tag und der Doktor fährt nach Prag“ und soll zum Ausdruck bringen, dass der Doktor bei dem täglichen Verzehr eines Apfels getrost in den Urlaub nach Prag fahren kann. Diese vielleicht sinngemäße aber doch etwas sehr freie Übersetzung wurde für den Spruch gefunden. Und im Moment als Dr. Kohmann fragte: „Was bedeutet Sakrament“, war allen klar, warum er diesen Einstieg gewählt hat. Im Verlauf des Vormittags erläuterte der Spritual weitere Bedeutung der Sakramente, wie die Handlung des Priesters sichtbares Zeichen des Heilswirken Jesus Christi, der Liebe Gottes an uns Menschen ist.

Nach der Stärkung an Leib und Seele bei der Hl. Messe und dem folgenden Mittagessen ging es zu einem Ausflug nachVierzehnheiligen.

Eine lustige Situation entstand, als wir mit unseren zwei Seminar-Bussen an der Absperrung vor dem Ort ankamen und Sebastian Schmidt dem Wachpersonal als außerordentliche Durchfahrtsbegründung: „Priesterseminar Erfurt“ zurief und der ganze Bus in hysterisches „NEEEEIN“ Schreien verfiel. Prompt wurde noch der Motor ausgewürgt und wir müssen ein sehr gutes Bild bei den Sicherheitspersonal hinterlassen haben.
In der Basilika haben wir eine spontane Führung von Pater Benedikt Grimm OFM bekommen, der uns in überschaubarer Zeit die wichtigsten Fakten über Vierzehnheiligen und die Wallfahrt im Bistum Bamberg. „Neu ist auch die Anbetungskapelle“, sagt Regens Emge von der Sakramentskapelle in der Basilika. Der Tag schließt mit einer guten Brotzeit im Gasthaus… .

Freitag, 17. Oktober 2008

Fromm sein reicht nicht: ein Tag mit den Gottsuchern

Herr Künzel von der Nürnberger Zeitung schrieb in der Ausgabe vom 17. Oktober 2008 einen Artikel über das Propädeutikum:

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Interversion der Nürnberger Nachrichten


Im Bamberger Priesterseminar

Fromm sein reicht nicht: ein Tag mit den Gottsuchern

Wie kannst Du denn heute noch Priester werden?» Diese Frage hat Florian Sassik oft zu hören bekommen in den vergangenen Jahren. Jahre waren das, in denen Orte wie Riekofen traurige Berühmtheit erlangten; die katholische Kirche von Missbrauchsfällen erschüttert wurde. Jahre, die schwer genagt haben am Image der Kirche und ihrer Gottesmänner. Jahre, in denen aber auch Sassiks Entschluss gereift ist, selbst Priester zu werden.

Ein «schleichender Prozess» sei das gewesen, erzählt der 26-Jährige aus Weißenohe beim Frühstück im Bamberger Priesterseminar. Nach Jahren bei der Sparkasse in Forchheim hat der frühere Ministrant und Pfarrgemeinderat gemerkt: «Es gibt noch mehr, als Bausparer und Lebensversicherungen zu verkaufen.» Am Bamberger Spätberufenenseminar Theresianum holte Sassik das Abitur nach. Seit Ende September lebt er nun im Priesterseminar am Main-DonauKanal. Zusammen mit 20 anderen Priesterkandidaten aus den ostdeutschen Bistümern, aus Speyer und den drei nordbayerischen Diözesen Bamberg, Würzburg und Eichstätt absolviert er die ersten Wochen des neu geschaffenen Propädeutikums – eines einjährigen Vorkurses vor Beginn des Theologiestudiums.

Der Tag beginnt an diesem frühen Herbstmorgen in der kleinen Kapelle, wie jeder Tag für die 21 Priesterkandidaten. Wirkte das Bamberger Seminargebäude von außen noch mächtig und ehrfurchtgebietend, einschüchternd gar, distanziert, wie auf viele die ganze Kirche, so ist drinnen, frisch renoviert, alles licht und hell. Modern ist der kleine Andachtsraum, und dennoch einladend heimelig. Regens – so heißt das Amt des Seminarleiters – Martin Emge zelebriert hier mit zwei Alumnen aus Berlin und dem Frankenwald die kurze Morgenmesse. Ein Dritter aus Görlitz spielt die Orgel.

«Lasst uns loben, Brüder, loben Gott den Herrn, der uns erhoben und so wunderbar erwählt», singen die jungen Priesterkandidaten. Nichts wirkt aufgesetzt, eine geheiligte Atmosphäre liegt in dem schlichten Raum.

Diese jungen Männer entziehen sich den üblichen Klischees, das wird dem protestantischen Laien, der einen Tag lang bei ihnen zu Gast sein darf, schnell klar: Einer von ihnen zitiert im Glaubenskurs am Nachmittag einen philosophischen Denker nach dem anderen. Dabei sieht er aus wie einer, dem nichts wichtiger scheint, als seinen muskelbepackten Körper in Schuss zu halten.

Zumindest Michael Polster, der im großen Speisesaal mit am Frühstückstisch sitzt, meint man anzusehen, dass er schon als Kind nur Priester werden wollte: schwarze Hose, weißes Hemd, grauer Pullunder – er kleidet sich ganz pastoral. Doch darüber blitzen freche wache Augen, wie sie nur ein sehr selbstbewusster 20-Jähriger haben kann.

«Mich hat es immer danach gedrängt, Priester zu werden», sagt Polster, das habe er schon in Kindergarten und Schule gespürt, wenngleich ihn der Religionsunterricht eher abgeschreckt hat. Ethik statt Glaubensinhalte, das war nichts für ihn. Derweil hat er daheim bei der Oma, ganz wie die Ratzinger-Brüder, die Messe gehalten. Eine weiße Decke über ein Tischlein, los ging’s. Der Forchheimer muss selbst schmunzeln, wenn er das erzählt. Heute ist der Papst ein Vorbild für ihn, «weil er beständig ist, nicht schwankt». Klare Werte in unberechenbarer Welt, das brauche die Jugend, sagt Polster.

Vom «Aha-Effekt» eines Berufungserlebnisses kann auch Andreas Stahl nicht berichten, der mit am Tisch sitzt. Als Ministrant und Pfarrgemeinderat in Bindlach sei er hineingewachsen in die Verantwortung. Nach dem Zivildienst bei der Evangelischen Studentengemeinde in Bayreuth musste er sich nur noch der Bedenken seiner Mutter erwehren. Während der Vater gesagt habe, «wenn Du das willst, dann mach’ das», habe sie kritisch nachgefragt, ob er nicht doch lieber eine Familie gründen wolle. «Doch das mit den Enkeln habe ich an meinen jüngeren Bruder abgegeben», sagt der 20-Jährige.

Das Zölibat sehen all die künftigen Priester als besonderen Teil ihrer Berufung, nicht als Verbot, das wird in vielen Gesprächen an diesem Tag klar. Die Fälle von Missbrauch durch manche Pfarrer haben für sie damit nichts zu tun. «Die Menschen wollen Priester», sagt Florian Sassik, «am liebsten Deutsche. Dann müssen sie auch welche geben.» So einfach ist das.

Und tatsächlich: «Ich habe den Eindruck, die Talsohle ist durchschritten», sagt Regens Emge. Waren es früher oft nur zwei oder drei Priesterkandidaten pro Jahr aus dem Erzbistum Bamberg, gab es diesmal rund zehn Bewerber. Vier von ihnen wurden aufgenommen ins Propädeutikum.

Wie die 17 anderen Alumnen, die von ihren Diözesen auf deren Kosten für ein Jahr nach Bamberg entsandt wurden, haben sie einen gründlichen Auswahlprozess hinter sich. Bei den Bewerbern aus dem eigenen Bistum ging Emge zunächst deren Motiven auf den Grund: Will hier einer nur Karriere machen? Wie steht es mit der Beziehung zu Gott, zum Glauben? Wie ist sein Bild vom Priesteramt und von der Kirche? Vor allem aber: Wie reif ist ein Bewerber? Wie wirkt er als Mensch? Ist er körperlich gesund? Oder psychisch belastet?

Gerade in Bamberg schauen sie jetzt genauer hin, nachdem dort im Sommer Missbrauchsvorwürfe gegen einen Domkapitular erhoben wurden. «Das war ein wahnsinniger Imageschaden», sagt Emge. «Offener Umgang, Stellung nehmen», so laute seine Devise, sagt der Ausbildungsverantwortliche: «Sexualität, Frauen, Pädophilie – was heißt das für uns?», darüber will er mit seinen Priesterkandidaten sprechen. Präventiv Gefahren benennen, statt mit Schuldkomplexen herumzulaufen. So sind auch Wochenend-Veranstaltungen zum Thema Sexualität geplant. Unter dem Schutz des Beichtgeheimnisses kann sich die Gruppe mit Spiritual und Seelsorger Markus Kohmann austauschen.

«Auch ein Priester muss ein Beziehungsmensch sein», sagt Emge. Ein Leben ohne Ehefrau sei noch lange kein beziehungsloses Leben. Jeder brauche ein soziales Netz. Der Regens selbst fährt mit Mitbrüdern in den Urlaub, geht mit ihnen wandern oder Karten spielen. Dazu die Beziehung zu Christus, die Gewissheit gebe, «dass einer mit mir geht». Dann könne es gelingen, ganz für die Menschen da zu sein, ist sich Emge sicher.

Jeder Priester müsse diese Lebensform aber aktiv gestalten. Denn auch für ihn sei der schöpferische Bereich sehr wichtig. Während ein verheirateter Mann eine Familie gründet, könne der Priester seiner Gemeinde Impulse geben, sein Haus für sie öffnen, Gebäude verändern, eine Messe, einen Ausflug einmal ganz neu gestalten. «Solch’ schöpferische Kraft zu entfalten, das macht gesund», ist Emge überzeugt. Sitzt der Pfarrer nur allein daheim, sei er gefährdet. Für Risiken aller Art. Auch in diesem Sinne soll das Propädeutikum «Glaubens- und Lebensschule» sein, die Kandidaten vorbereiten auf die Herausforderungen des Amtes.

Ein Wunsch des Papstes war die einjährige Verankerung dieser in mehreren Diözesen schon länger vorhandenen Einrichtung. In Passau und Bamberg lernt der bayerische Priesternachwuchs nun im Schnellkurs Latein, Griechisch, Hebräisch, damit später im Studium mehr Zeit bleibt für Theologie und Philosophie. Das war Benedikt XVI. wichtig. Stundengebete und eine Messe prägen jeden Tag. Zwei Tage in der Woche arbeiten die Kandidaten zudem in Einrichtungen der Caritas. Damit bei diesem straffen Rhythmus genug Zeit zum Lernen bleibt, werden sie rundum verpflegt. «Ich habe schon zugenommen», sagt Polster und deutet auf seinen Bauch.

Nicht allein eine Einführung ins Christentum, ins geistliche Leben und die Glaubenspraxis soll das Propädeutikum sein. «Es ist auch ein Jahr der Entscheidung», sagt Emge. Ein Jahr der Reflexion und der Vergewisserung. Eine «Gemeinschaft der Gottsuchenden» seien sie, sagte Emge morgens in der Messe. «Den Glauben gründen», das fordert er nachmittags im Glaubenskurs von seinen Alumnen: «Fromm zu sein, reicht nicht.»

Die Anforderungen an die Geistlichen nehmen in Zeiten des Priester-Mangels zu. Auch wenn die Zahl der Interessenten wieder leicht steigt – «das ist trotzdem noch zu wenig», sagt Emge. Denn im Bistum Bamberg sterben jedes Jahr etwa zehn Priester, fünf bis zehn gehen in den Ruhestand. Leitungsverantwortung, Teamarbeit, Motivation von Laien und Ehrenamtlichen sind daher gefordert. «Der Pfarrer muss nicht alles machen», sagt Emge. Doch bei Sakramenten-Spende und Seelsorge, «da muss er da sein».

«Ich vertraue darauf, dass Gott macht, was ich nicht kann», sagt Samuel-Kim Nguyen beim Mittagessen. Ganz offen erzählt der 20-Jährige von seinem Berufungserlebnis. Davon, wie ihm bei der Ostermesse in seiner Heimat Dresden «der liebe Gott in den Hintern getreten hat» – als der Bischof über Jona predigte, der ihm nicht recht folgen wollte. «Das war meine Geschichte», sagt Nguyen. Jetzt, nach langem Abwägen, war die Entscheidung endlich gefallen. «Dass Gott ganz frei beruft, ist etwas sehr Schönes», sagt Emge über solche Überraschungsberufungen.

Gottes Ruf ist für viele ganz entscheidend. Der 21-jährige Matthias Balica aus Berlin, einst syrisch-orthodoxer Christ, hat drei Monate im Kloster im Gebet geprüft, wie ernst es ihm ist mit dem, was er mit 14 das erste Mal im Herzen spürte. Nun hat er sich entschieden: gegen Familie, Haus und Geld. Für das Priesteramt.

So wie Fabian Langpaul. Als der heute 25-Jährige im Jahr 2000 knapp einem Flugzeugunglück entgangen ist, wurde ihm klar, dass es mehr gibt «als die Welt, die wir hier so sehen». Der Hotelfachmann holte das Abitur nach, spürte, «dass irgendetwas in mir ist, was mir den Weg zu Gott zeigen möchte». Doch dann passierte das, «wovor sich jeder Priesterkandidat fürchtet: Die Liebe kam ins Spiel.» Mit der ist es seit Juli vorbei, das sieht Langpaul als Fügung. Das Propädeutikum, das noch nicht so verpflichtend sei wie das Priesterseminar, nimmt er nun als Prüfung, das Leben in der Gemeinschaft kennenzulernen – und Gott.

Samuel-Kim Nguyen sagt das so: «Wer schon im ersten Semester das Brevier auswendig kann, schiebt im fünften Semester den Kinderwagen.» Und er betont: «Wir haben acht Jahre Zeit.» Um jeden Tag hineinzuwachsen in Messe und Stundengebet, mit dem auch dieser Tag endet.

Lebensfroh und keinesfalls weltfremd sind sie, diese Männer, die ihr Leben in den Dienst Gottes und der Menschen stellen wollen. «Beziehungsmenschen» sollen sie sein, hat Regens Emge über seine künftigen Priester gesagt. Das sind sie. Keine vergeistigten Eremiten, sondern leutselig, im besten, Gott und die Menschen verbindenden Wortsinn. Auf solche Priester kann die Kirche bauen. Ulrich Künzel
17.10.2008

© NÜRNBERGER ZEITUNG

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Eingewöhnt

Mittlerweile bin ich schon fast drei Wochen im Priesterseminar Bamberg. Nur das vergangene Wochenende habe ich in Dresden verbracht.
Die vielen gemeinsamen Programmpunkte und Dienste führen die Gruppe immer mehr zusammen. Ich fühle mich im Haus mittlerweile sehr wohl und es kommt schon öfter vor, dass ich (ausversehen) "zu Hause" sage, wenn ich das Seminar meine. Anfang der Woche habe ich auch die großen Bilder, die mir geschenkt wurden aufgehangen, eine Sachsenfahne ziert das "Portal" zu meinem Zimmer und Bücher reihen sich in den Regalen. Ich habe damit so langsam mein Zimmer etwas eingerichtet und gemütlich gemacht.


Im Lateinunterricht geht es mit großen Schritten vorwärts und ich muss täglich ordentlich lernen, da jede Stunde neue Grammatik und neue Vokabeln dazukommen. Da kann man sich selbstverständlich nicht ausruhen. Nach den bisherigen vier Doppelstunden ist es soweit, dass ich knapp 100 Vokabeln im Hirn habe(n müsste)... .
Gestern war ich das erste Mal planmäßig im "Josefslädchen", einem Soziallebensmittelmarkt der Caritas in Bamberg, in dem ich zusammen mit einem Mitbruder, zwei Tage in der Woche Dienst tue. Vormittags geht es vor allem um das Abfahren der Supermärkte im Landkreis um "MHD-Ware" (Lebensmittel kurz vor dem Verfall) abzuholen. Um die Mittagszeit wird dann die Ware (aus-)sortiert und in die Regale geräumt. Am Nachmittag kommen dann die Kunden, die für ein paar "Centerle" (wie hier im Frankenland gesagt wird) Lebensmittel einkaufen können.

Ein Highlight dieser Woche war der Besuch beim Erzbischof von Bamberg, der uns zu einer Hl. Messe und zum anschließendem Abendbrot eingeladen hat. Wir hatten die Gelegenheit mit ihm ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Für alle die es wissen wollen: Es gab Schnitzel und Kartoffelsalat, dazu noch "Schnittchen".

Am Samstag wollen wir einen Ausflug in das mir schon bekannte Vierzehnheiligen machen, einem Wallfahrtsort des Bistums. Mit den Ministranten war ich vor einigen Jahren schon für ein paar Tage in dem Bistumshaus in der Nähe der Basilika.