Montag, 16. Juli 2012

beURLAUBt

Ein Jahr Urlaub ... Sommer, Sonne, Strand und Cocktails. "Wer so denkt, denkt falsch."1, um es mit Worten unseres Diözesanadministrators zu sagen. Ihn habe ich vor zwei Wochen darum gebeten, mich vom Priesterseminar zu beurlauben.

Grund für dieses Gesuch ist: Ich habe mich verliebt. Für mich ist es in dieser Intensität eine Überraschung. Weder vorhergesehen, noch gesucht, noch ausgemalt. Sicherlich wusste ich, dass es bis zur Priesterweihe immer eine Alternative gibt. Was ich mir aber bisher nicht vorstellen konnte, nimmt nun Gestalt an. Diese Freundschaft hat echtes Potential ...

Vier Jahre Priesterausbildung sind nicht einfach vorbei. Ich werde nichts überstürzen oder über den Haufen werfen. Ich bin diesen Weg trotz mancher Schwierigkeit immer mit ganzem Herzen gegangen. Von Anfang an war mir klar: Ich hab ein klares Ziel vor Augen, doch werde ich es nicht verkrampft oder mit Scheuklappen verfolgen. Als ich damals in der Dresdner Kathedrale spürte, dass ich diesen Schritt ins Priesterseminar wagen sollte, bat ich um Seine Führung in meinem Leben. Das hat schon damals mit eingeschlossen, dass er vielleicht sogar noch etwas ganz anderes mit mir vorhat... .

Ich habe im Rückblick auf meine 24 Jahre bisher immer wieder den "roten Faden" in meinem Leben erkennen können. Nun mache ich mich wieder auf die Suche nach diesem roten Faden. Für mich ist klar, dass es sich jetzt wieder um eine richtungsweisende-existenzielle Entscheidung handelt. Zugegeben: das Suchen, das Ringen - es fällt mir manchmal sehr schwer. "Aber gerade darin wird eine Antwort auf deine Frage erwachsen", so mein geistlicher Begleiter.

Beurlaubung heißt konkret: Ich bleibe Priesteramtskandidat, wohne aber nicht im Priesterseminar. Mein Studium werde ich wie geplant in Erfurt fortsetzen. Diese Zeit der Berulaubung trägt einfach den Tatsachen Rechnung und soll dazu dienen eine Entscheidung überlegt und verantwortet zu treffen.

Damit verbunden sind für mich natürlich noch tausend andere Fragen: eigene Wohnung, Möbel, Küche, Waschmaschine. Neben der eigentlichen Frage und den Herausforderungen des Studiums muss ich mich nun auch von der Kehrschaufel bis zum Kleiderschrank um alles kümmern ... so gibt es noch tausend Nebenschauplätze.

Die Reaktionen sind bis jetzt sehr unterschiedlich gewesen. Ich habe unterschiedliche Facetten wahrgenommen: Enttäuschung, Ratlosigkeit, aber auch ein einfaches Da-sein, mit Aushalten und Begleiten, auch ein sich freuen. Ich kann eine gewisse Enttäuschung verstehen - haben doch viele "mitgefiebert" und gehofft. Außerdem braucht die Kirche nach wie vor gute Priester, die die Bereitschaft haben ihr ganzes Leben in Dienst zu stellen. Das fand und finde ich immer noch beeindruckend, wichtig und großartig. Aber es braucht auch eine inneres Vermögen, eine Berufung so zu leben ... ich denke, dass nicht jeder dafür geschaffen ist. Ich bin nun auf der Suche, diese Frage für mich zu beantworten ...

Für alle Begleitung in dieser spannungsreichen Zeit bin ich sehr dankbar!




1 Michael Bautz, Predigt in der Ölweihmesse, Montag der Karwoche 2012.


Freitag, 8. Juni 2012

Fronleichnam

Hier in Baden-Württemberg ist Fronleichnam noch ein Feiertag: Die Geschäfte haben zu, die Straßenbahnen fahren nur aller 15 Minuten, man plant für den Nachmittag einen Ausflug Natur und man trifft sich im Zentrum der Stadt zum gemeinsamen Gottesdienst. In Freiburg begann alles mit einem Pontifikalamt im Münster. Anschließend eine große Prozession durch die gesamte Innenstadt. Für mich Diasporakind war das natürlich schon etwas beeindruckend. Eine solche große Prozession hatte ich das erste Mal im Bamberg erlebt.





Am Nachmittag ging es dann noch zu einem kleinen Ausflug an den Rand von Freiburg. Am Opfinger See lässt es sich schön laufen - bisher kannte ich diesen nur von Erzählungen. 


Montag, 4. Juni 2012

Fruchtfleisch ist auch keine Lösung

Mein Bruder hatte am vergangen Freitag Geburtstag. Ein Buch, das mein besonderes Interesse geweckt hat, möchte ich kurz mit einem seiner Gedichte vorstellen. "Fruchtfleisch ist auch keine Lösung" (Heiko Werning, Volker Surmann Hrsg.)).


Etwa dreißig erfahrene Satiriker, Humoristen und Lesebühnen-Autoren Vegetarier wie Fleischesser erzählen mitten rein in die vor sich hin brodelnde Debatte Geschichten über Fleischkonsum und Vegetarismus, über Wildschweinjagd und Zartgemüse. Bissig, satirisch, kontrovers, aber trotz aller Gegensätze vereint in einem geschmackvollen Buch.
Ein Gedicht fand ich doch irgendwie so amüsant, dass ich es als "Schmankerl" nicht vorenthalten möchte.



Martin Betz 
Von der Liebe  
Ich kaufe, weil ich Tiere liebe,
nur Fleisch vom Käfigzuchtbetriebe.
Doch Ökofleisch aus Bioschlachtung
verschmäht ein Tierfreund voll Verachtung.

Froh kreuzt ein Biotier die Wiese.
Zack! schlachtet man's! Das ist das Fiese.
Das Tier wird reinstem Glück entrissen -
vom Tode wollt's noch gar nichts wissen!

Doch seht das Käfigtier: Es leidet.
Wie gern es da von hinnen scheidet!
Dem Schlachter folgt es gern und willig,
und seine Schenkel schenkt's mir billig.

So kauf ich, weil ich Tiere liebe,
nur Fleisch vom Käfigzuchtbetriebe.

Sonntag, 20. Mai 2012

Katholikentag Mannheim

Noch sind einige Minuten Zeit, bis die Podiumsdiskussion „Den Sonntag ökumenisch feiern“ in der alten Turnhalle beginnt. Ich bin gespannt auf die Diskussion um Chance und Grenzen, die es in dieser Thematik gibt. Heute morgen hatte ich schon die Chance Kardinal Kasper kennen zu lernen. Immerhin (muss) ich gerade von ihm das Buch „Jesus der Christus“ lesen. Im kurzen Gespräch ließ er durchblicken, dass die Bischofsernennung in unserer Diözese nicht mehr lange dauern soll. Zu seinem Buch sagte er lachend: “das hab ich in meiner Persistenz geschrieben“.
Schon am Mittwoch sind wir von Freiburg nach Mannheim aufgebrochen, ganz dem Motto “Einen neuen Aufbruch wagen“. Am Abend wurde der Katholikentag mit einem Abend der Begegnungen eröffnet. Hier haben sich die verschiedenen Regionen des Bistums mit einem bunten Programm und kulinarischen Spezialitäten. Bis zum Sonntag gibt es auf dem großen Fest des Glaubens zahlreiche Veranstaltung: Gespräche, Workshops, Gebet und Liturgie prägen diese Tage.

















Sonntag, 8. April 2012

Frohes Osterfest!

Ein "weltlicher" Ostergruß!

Samstag, 7. April 2012

Theologentage

Wie in jedem Jahr haben sich die Dresden-Meißner Priesteramtskandidaten zu einem gemeinsamen Wochenende in Dresden getroffen. In diesem Jahr war der Termin wieder über Palmsonntag, im kommenden Jahr dann wieder über Ostern.
Von Freitagabend über Palmsonntag bis zum Montag in der Karwoche ging das Programm. Dabei gab es mehrere Gesprächsrunden mit dem Diözesanadministrator und dem Altbischof. Interessant war zum Beispiel ein persönlicher Austausch über unser Gedanken, Erwartungen, Ängste und Hoffnungen wenn wir an unserer Zukunft in unserem Bistum denken. Im Gespräch mit dem Altbischof Reinelt merkte man deutlich, dass er sehr froh ist, nun die Last des Amtes abgeben zu können. Trotzdem gilt natürlich was Diözesanadministrator Bautz bei seiner Predigt in der Chrisammesse sagte: "Sie haben uns nichts mehr zu sagen - wer so denkt, denkt falsch." Die Erfahrung über 24 Jahre bischöflichen Dienst wird auch in Zukunft gefragt sein.

Ein Ausflug am Samstag führte uns nach Bautzen in das Diözesanarchiv. Dort empfing uns herzlich Frau Dr. Mitzscherlich, die uns als Leiterin durch das Archiv führte. Vieles über die Arbeit und Aufgabe dieser Abteilung des bischöflichen Ordinariats wurde uns erklärt. Beispielsweise habe ich auch zwei Archivkästen mit Unterlagen zu unserer Pfarrei finden können. Auch die erste sorbische Bibel, wertvolle Handschriften, historische Missale und jede Menge Akten über die Mitarbeiter und Geschichte der Diözese werden in den Räumen der ehemaligen bischöflichen Residenz aufbewahrt. Um die Archivarbeit besser kennenzulernen, durften wir selbst in einige Akten verstorbener Priester einsehen und sie uns gegenseitig vorstellen. Ich hatte beispielsweise die Unterlagen eines ehemaligen schlesischen Geistlichen, der als Professor h.c. viele Vortragstätigkeiten innehatte und deutschlandweit bekannt war. Ersichtlich wurde das  aber in der Akte für den fremden Leser nur durch cm-dicke Kondolenzbriefe aus allen Winkeln Deutschlands, u.a. von Kardinal Frings und Kardinal Döpfner. Anschließend konnten wir noch einen Blick in den Bautzner Dom und dem Nicolaifriedhof werfen.



















Am Palmsonntag haben wir die Liturgie mit Palmenprozession in der Dresdner Kathedrale zusammen mit unserem Altbischof gefeiert. Der Nachmittag war dann der Berufungsarbeit bewidmet. Bei einem Treffen in der neugegründeten Niederlassung der Sießner Franziskanerinnen in der Freiberger Straße haben wir uns über Möglichkeiten und Zukunft der Berufungspastoral unterhalten.



Der Abschluss der Theologentage war mit der Feier der Ölweihmesse am Montag und dem Dies sacerdotalis (Priestertag) gegeben. In der Hl. Messe werden die Öle für das Chrisam (Taufe, Priesterweihe, Firmung),  für die Kranken und für die Katechumenen geweiht. Zu diesem Tag sind alle Priester des Bistums zur gemeinsamen Feier eingeladen. Es ist gleichzeitig ein Zeichen ihrer Verbundenheit als Mitarbeiter des Bischofs.



Donnerstag, 5. April 2012

Heilig Kreuz, du Baum der Treue

In der Karwoche findet sich in den Laudes, dem Morgenlob der Kirche ein besonders schöner Hymnus vom Dichter Venantius Fortunatus (540-600/610). Der spätantikte bzw. frühmittelalterliche Künstler war auch Bischof von Poitiers. Er schrieb Heiligenlegenden nieder, so z.B. ein vierbändiges Werk über Martin von Tours. Neben seiner Tätigkeit als Hagiograph schuf er auch mehrere bis heute bekannte Hymnen. So das "Pange lingua", das Traditionell am Gründonnerstag bei der Übertragung des Allerheiligsten gesungen wird. Der Hymnus über das Kreuz fasziniert mich jedes Jahr aufs neue mit seinen tiefgründigen sprachlichen Bildern, so dass ich dieses Lied gerne hier vorstellen möchte. Der Text erinnert mich an ein Bild in der Apsis von St. Clemente in Rom und das Kreuz Christi als Lebensbaum.


Kreuz-Hymnus
Heilig Kreuz, du Baum der Treue,
edler Baum, dem keiner gleich,
keiner so an Laub und Blüte,
keiner so an Früchten reich:
Süßes Holz, o süße Nägel,
welche süße Last an euch.
 
Beuge, hoher Baum, die Zweige,
werde weich an Stamm und Ast,
denn dein hartes Holz muß tragen
eine königliche Last,
gib den Gliedern deines Schöpfers
an dem Stamme linde Rast.


Du allein warst wert, zu tragen
aller Sünden Lösegeld,
du, die Planke, die uns rettet
aus dem Schiffbruch dieser Welt.
Du, gesalbt vom Blut des Lammes,
Pfosten, der den Tod abhält.


Lob und Ruhm sei ohne Ende
Gott, dem höchsten Herrn, geweiht.
Preis dem Vater und dem Sohne
und dem Geist der Heiligkeit.
Einen Gott in drei Personen
lobe alle Welt und Zeit. Amen




Bilder aus St. Clemente