Sonntag, 18. April 2010

Das zweite Semester


Endlich finde ich die Zeit, wieder ein paar Neuigkeiten für den Blog zu schreiben.
Hier in Erfurt ist mittlerweile die zweite Studienwoche vorbei und die Wochentage fast bis zur letzten Minute voll... . Im Priesterseminar beginnen herausfordende Zeiten. Mit nur noch zehn Seminaristen aus fünf Bistümern (1.-2. und 4.-5. Studienjahr) entsteht hier eine neue Situation. Normalerweise wird gesagt, dass unter 30 Seminaristen schon kein normaler Seminarbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Bedenkt man, dass in diesem Haus früher bis zu 300 Priesteramtskandidaten gelebt haben, kann man sich denken, dass die Ausbildungsform einer Anpassung bedarf. Die Grundstruktur stammt noch vom Konzil von Trient (16. Jhd.), wurde aber im Laufe der Zeit immer an die Situation angepasst. Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieser Situation besser gerecht zu werden. In Betracht ziehen könnte man z.B. eine weitere Zusammenlegung der Priesterausbildung mit anderen Diözesen, d.h. Häuser zusammenlegen und Seminaristen deutschlandweit auf wenige Häuser verteilen oder eine ganze neue Form der Ausbildung, z.B. angegliedert an eine Pfarrei überdenken. Für uns Seminaristen bleibt es auf alle Fälle spannend ...

In diesem Semester habe ich an der Uni ein Seminar "Augustinus von Hippo. Christwerden in pluralistischer Gesellschaft" mit Prof. Dr. Roux belegt. In einigen Woche darf ich dann dazu einen Vortrag und am Ende des Semesters eine Seminararbeit abgeben. Das Thema lautet: "Augustinus als Priester und Bischof". Derzeit beschäftigt mich die Sondierung und Recherche möglicher Themengleiderungen und die Bücherbeschaffung.
In den kommenden Monaten sind auch noch ein paar Highlights angesagt, so kann ich über Himmelfahrt nach München zum 2. Ökumenischen Kirchentag fahren und nach Fronleichnam zusammen mit Bischof Konrad Zdarsa (Görlitz), Priestern verschiedener Diözesen und dem ganzen Seminar nach Ars pilgern, an dem der Heilige "Pfarrer von Ars", Johannes-Marie Vianney gewirkt hat.
Im geistlichen Wochenplan haben wir dieses Semester die Bibelgespräche durch das gemeinsame Lesen von Texten der Hl. Theresa von Avila getauscht. So werden wir uns jeden Dienstagabend mit den Laien der Fakultät im Seminar treffen und uns über die geistlichen Gedanken austauschen.

Immer wieder habe ich die Verbundenheit und das Gebet vieler gespürt, die mich auf diesen Weg begleiten. Für mich ist diese Gemeinschaft sehr wichtig, denn allein unter den Menschen und ohne die Zusage Gottes, ist dieser Weg nicht zu schaffen. In dem Vertrauen, dass wir gemeinsam unterwegs sind, starte ich in das neue Semester.


Samstag, 27. Februar 2010

Wir sehen uns im 2. Semester

Gott sei Dank - es ist geschafft. Alle Prüfungen sind über die Bühne gegangen und zumindest die schon vorliegenden Ergebnisse sind gut. Nach den insgesamt zehn Prüfungen, acht davon in zwei Wochen, fühlt man sich wirklich am Ende - "Buffer Overflow", würde der Informatiker sagen. Unser Regens mahnte uns schon vor einigen Wochen: "So langsam beginnt das Fegefeuer."

Jetzt jedenfalls habe ich schon eine Woche die vorlesungsfreie Zeit genossen, bin in Dresden viel mit Freunden unterwegs, erhole mich vom Stress um wieder einen klaren Kopf für eine Intensivwoche Griechisch zu bekommen. Ab Montag heißt es jeden Tag fünf Stunden Griechisch lernen. Dieser Unterricht (griechisch: διδαχη) schließt sich an die bereits zwei Mal wöchentlich stattfindenden Unterrichtseinheiten an und soll uns ein Stück in der Sprache des neuen Testamentes voranbringen.
Im Anschluss haben wir wieder zwei Wochen frei, bevor wir uns nach Friedrichroda zu Exerzitien zurückziehen um dann in die Heilige Woche zu starten.

Noch ein herzlicher Dank an alle, die in der vergangenen intensiven Zeit mit mir im Gebet und in Gedanken verbunden waren!

Dienstag, 9. Februar 2010

Prüfung, Prüfung, Prüfung

... ganz so sehe ich das ganze natürlich nicht - aber dieser Gruß lässt mich trotzdem schmunzeln. Mittlerweile sind Christliche Sozialethik, Altes und Neues Testament, Neue Kirchengeschichte sowie Philosophie schon Vergangenheit. Auf die Ergebnisse werde ich wohl noch etwas warten müssen ... doch irgendwie wird es wohl schon gehen.
In den nächsten Tag geht der Lernmarathon weiter, den noch einige Prüfungen stehen an. Morgen ist die Alte Kirchengeschichte und am Ende der Woche Paulus angesagt. Nächste Woche geht dann der Dauerlauf mit vier Prüfungen weiter!



Mittwoch, 27. Januar 2010

Das Ende des Semesters ...






Nach einer längeren "Nachrichten-Stille" melde ich mich kurz zurück. Unter Heftern und Büchern luge ich aus den Prüfungsvorbereitungen hervor. Das Semester geht mit raschen Schritten zu Ende und die vergangenen Wochen verflogen im Nu.
Ein gelungenes theologisches Arbeitswochenende zum Thema Kommunikation stand auf dem Programm.


Auch an der Gebetswoche für die Einheit der Christen hat sich unser Seminar beteiligt. Wir waren die evangelischen Schwestern von der Communität Casteller Ring in Erfurt besuchen und haben mit ihnen die Vesper gebetet. Diese Schwestern sind sehr benediktinisch orienitert.
Unsere wöchentliche Anbetung haben wir gemeinsam mit dem russisch-orthodoxen Priester Michail Rahr aus Weimar gefeiert. Er brachte typische Litaneien aus dem ostkirchlichen Ritus mit.


Nächste Woche stehen Christliche Sozialethik und Mittlere und Neue Kirchengeschichte an. In den darauffolgenden Wochen kommen acht weiter schriftliche und mündliche Prüfungen aus mich zu. Viele Einführungsveranstaltungen wie die in das Alte und Neue Testament, in die Liturgiewissenschaft oder auch in die Philosophie. Insgesamt ist es schon eine dicke Portion Wissen, die jetzt in meinen Schädel muss - und ehrlich gesagt ist das "Pauken" nicht so meine Stärke und die knapp bemessene Zeit schwindet dahin. Aber was muss, das muss… .

Mir hilft das geistliche Leben in diesen Vorbereitungen auch ein Stück Liebe gegenüber dem, der mich gerufen hat, zum Ausdruck zu bringen. Gerade jetzt ist das Stoßgebet: "Herr wenn du es so willst, dann will ich mein besten geben, den Rest darfst du vollbringen.", ein Stütze auf dem Weg.
In diese anspruchsvollen Zeit freue ich mich besonders über das verbindende Gebet, das mich immer wieder das "getragen sein" spüren lässt.

Ein kleines Video mit einem Interview von einem Studenten aus dem Bereich der Neuen Medien stelle ich für Interessierte online.

Freitag, 18. Dezember 2009

O-Antiphonen

In den sieben Tagen vor Weihnachten gibt es die sog. "O-Antiphonen". Ich habe das Thema mit meiner "Statio" am vergangenen Donnerstag (17.12.) kombiniert. Es gehört zu den Ausbildungsinhalten, immer wieder kurze Einführungen am Beginn der Hl. Messe zu halten.

"Oh je, O mein Gott, O nein, O O O O O.", fast jeder benutzt solche oder ähnliche
Worte - mal bewusst, mal unbewusst. Wir kennen diese O-Kombinationen nicht nur in negativen Zusammenhängen, auch ein bewunderndes, staunendes "O" begegnet uns immer wieder.

Die Kirche fügt nach dem Bewundern und Staunen eine weitere Charkatereigenschaft hinzu: Die Sehnsucht.

Gemeint ist die Sehnsucht nach dem Kommen unseres Messias. Diese drücken wir durch die O-Antiphonen aus, die wir im Stundengebet und in der Hl. Messe in den sieben Tagen vor Weihnachten beten.
O sapientia - O Weisheit, so spricht das Volk Israel im AT den Herrn an und auch wir heute. Wir erflehen ihn mit dem Ruf "veni" - "komm".

Es könnte uns ein Anliegen sein, unser Herz von der Sehnsucht erfüllen zu lassen, damit wir das Geschenk seines Kommens und seiner Gegenwart verstehen können.
Stille in unserer lauten Umwelt; Gebet in einer Zeit, in der Menschen Gott suchen;
Rast und Besinnung in einem Alltag voll Hektik und maßlosem Programmangebot.

In den O-Antiphonen ist schon eine Antwort Gottes, eine erste Ankündigung seiner Ankunft verborgen: Liest man die Anfangsbuchstaben der Namen Gottes rückwärts, kommt der Satz zum Vorschein: "ero cras" - "Morgen werde ich da-sein".

Die Messe vom 17. Dezember feierten wir in der Schottenkirche (St. Nicolai und St. Jacobi) in Erfurt.

In dieser Woche haben wir auch die Ausbildungspfarreien mitgeteilt bekommen, in denen wir zukünftig zwei Mal im Semester ein Wochenende ein Pfarreipraktikum machen. Ziel ist in den vier Jahren im Priesterseminar einen zusätzlichen praktischen Schwerpunkt zu setzen und schon frühzeitig Einblicke in die Gemeindepastoral zu bekommen. Ich freue mich sehr, dass ich in die Pfarrei St. Kunigunde Pirna zu Pfarrer Norbert Büchner kommen darf.




Dienstag, 1. Dezember 2009

Einkehrwochenende

Unser zweites Einkehrwochenende im Semester hielt uns Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky von Berlin. In vier Impulsen am Samstag Nachmittag und Abend sowie am Sonntagvormittag regte uns der Kardinal an über Berufung, Dienst in der Kirche und Dienst für die Menschen nachzudenken. Dieses Wochenende war eine echte Herausforderung, denn am Freitagnachmittag und am Samstagvormittag waren jeweils noch vierstündige Pastoralvorlesung "Gott handeln" angesagt. Schon nach einer kurzen Mittagspause begann dann auch das Besinnungswochenende am 1. Advent. Eine mehrjährige Tradition ist, dass an diesem Wochenende ein Trägerbischof des Priesterseminars diesen Einkehrtag hält und gleichzeitig die Ministeria überträgt. Die Ministeria sind Beauftragung zu einem besonderen Dienst in der Kirche. Sie sind ein Dienst der Laien und werden heute als Lektorat (Beauftragung das Wort der Schrift vorzutragen) und als Akolythat (Beauftragung zum Dienst am Altar, Außerordentlicher Spender der Kommunion) übertragen. Empfänger solcher Ministerien sind immer diejenigen, die sich auf die Weihen vorbereiten, aber auch andere Laien. (Wortlaut)
Im Priesterseminar Erfurt ist es üblich, dass im 3. Semester das Lektorat und im 9. Semester das Akolythat übertragen wird. Zu betonen ist, dass es sich dabei nicht um (niedere) Weihen handelt, auch wenn die heutige Form aus dieser Tradition hervorgeht.

Sonntag, 22. November 2009

Diözesanwochenende

Das vergangene Wochenende war (für mich) das bisher intensivste und hervorragendste Wochenende in der bisher erlebten Ausbildung.
Zusammen als Dresden-Meißner Diözeangemeinschaft sind wir vier Alumnen mit acht Laienstudenten der Fakultät in die Pfarrei St. Franziskus Zwickau-Planitz gefahren.
Etwa zwei Wochenenden im Semester sind reserviert, damit die Priesteramtskandidaten und weitere Studenten die Heimatdiözesen besuchen und dort ein Wochenende in einer Pfarrei gestalten. An diesem Wochenende gilt es die Ortskirche und die Verbindung zu ihr zu stärken. Es gilt erste Ausbildungsinhalte anzuwenden und einfach "vor Ort zu sein".
Am Freitag Nachmittag ging die Fahrt mit dem Zug nach Sachsen los. Am Bahnhof wurden wir von Pfarrer Mandler und einem Gemeindemitglied abgeholt und in die Pfarrei gefahren, in der wir dann auf Gastfamilien verteilt wurden. Sehr herzlich und voller Freude wurden wir in Empfang genommen. Nach einer ersten Begegnung in den Familien und einem Abendbrot gestalteten wir den Jugendabend unter dem Motto "Berufung & Nachfolge". Schon bei einer Kennenlernrunde mit einigen Spielen und dem Einstieg mit Fragen und Aussagen zum Thema Berufung ist das Eis zwischen der Jugend und uns gebrochen.
Die anschließende Gesprächzeit in Kleingruppen wurde intensiv genutzt um gemeinsam Fragen und antworten zu formulieren. Schließlich endete der Abend (wie es in einer Pfarrjugend sein sollte) sehr gesellig... . An diesem Abend wurde ein erstes Ziel dieses Ausbildungsteiles sichtbar: Die gute Zusammenarbeit zwischen zukünftigen Klerikern und in der Seelsorge tätigen Laien.
Nach der ersten Nacht in der Gastfamilie haben wir am Samstagvormittag eine Führung durch die Stadt Zwickau bekommen, die uns feststellen ließ, dass wir Zwickau bis jetzt unterschätz haben. Ein sehenswerten Stadtkern mit historisch reizvollen Häusern und Kirchen.
Zum Mittagessen waren wir wieder in der Pfarrei und konnten uns, dank der Kochkünste der Haushälterin, für den ökumenischen Austausch mit dem Pfarrer der evangelischen Nachbargemeinde stärken. Bei einer Führung durch die historische Schloßkirche und einem gegenseiten Austausch z.B. über die Problematik der Wiedertaufe konnten wir und gegenseitige gute Impulse geben.
Der weitere Nachmittag stand wieder ganz im Zeichen der Planitzer Gemeinde, mit der wir über die Zukunft der Kirche in unserem Bistum, in ihrer Gemeinde und ihrer Seelsorger gesprochen haben. Sicherlich ist die Dimension einer solchen Frage für ein paar Stunden zu groß, doch konnten Grundlagen und weitere Fragestellungen zumindest angeregt werden. Nach der Sonntagvorabendmesse, die wir wie alle anderen Gottesdienste an diesem Wochenende gestalteten, haben wir einen gemeinsamen Abend mit unseren Gasteltern in der Pfarrei verbracht. Es wurde viel gesungen, gelacht und geredet.
Nach einer kurzen Nacht ging es schon kurz nach 7:00 Uhr in die Aussenstelle der Pfarrei, in der wir einen zweiten Gottesdienst feierten. In einer ehemaligen Bäckerei, die zur Kirche umgebaut wurde, trifft sich Woche für Woche ein treuer Teil der Gemeinde um in wirklich einfacher Umgebung ihm selbst zu begegnen.
Bei einem in die Pfarrei mitgebrachten liebevollen Frühstück meiner Gasteltern konnte ich mich noch vor der dritten Sonntagsmesse zum Christkönigsfest stärken, die wir dann mit der Gemeinde festlich um 10:00 Uhr feierten. Unsere kleine Schola hat gesungen und die übrigen haben ministriert oder zumindest mitgebetet... . Den Abschluss dieses tollen Wochenendes haben wir dann bei einer gemeinsamen Agape mit der Gemeinde gefeiert.
Mit einer Träne im Augenwinkel sind wir wieder nach Erfurt gefahren - gerne wären wir wirklich länger geblieben um mit dieser lebendigen Gemeinde das Leben zu teilen. Ich habe diese Gemeinschaft als sehr harmonisch und ausgeglichen empfunden, man konnte spüren, dass die Gemeinde wirklich ihren Glauben und ihr Leben miteinander teilen.
Diese Spiritualität zu erfahren war ein wirklich erfüllendes und frohmachendes Geschenk für mich.

Bilder folgen ...