Montag, 16. Februar 2009

Es läuft

Noch sechs Wochen bis zu den Prüfungen. Mehr und mehr bekommen die letzten Tage des März eine Bedeutung und werfen ihre Schatten voraus. Wir befinden uns in den letzten Lektionen des Lateinbuchs und übersetzten mehr und mehr Texte aus dem neuen Testament. Natürlich fällt es noch etwas schwer und den einen oder anderen Text erkennt man nur mit Mühe als neutestamentliche Schriftauszug, aber langsam wird es.

In dieser Woche bin ich mit der Vorbereitung der Liturgie betraut, so dass die Messen am Dienstag und Donnerstag „meine Handschrift“ tragen. Die Vorbereitung macht mir Freude und ich kann einige Lieder einbringen, die hier im Frankenland völlig unbekannt sind. Das Lied Nr. 298, das wir am Donnerstag im Wechsel singen werden, ist zum Beispiel völlig unbekannt. Deswegen haben wir am vergangenen Freitag mit dem Regionalkantor von Bayreuth, der bei uns Kirchenmusik unterrichtet, dieses Lied besprochen und eingeübt.

Im letzten Bericht hatte ich von einem Konfrater erzählt, der das Seminar verlassen hatte. Zu unserer Überraschung und zu unserer Freude kam er aber nach vier Tagen zurück. „Leider war Ihre Rückkehr so kurzfristig, dass ich in der Küche kein Festmahl bestellen konnte, wie beim verlorenen Sohn“, sagte der Regens an diesem Abend.
Dafür hat uns vor einer guten Woche aber ein anderer Mitbruder verlassen. Dieser Abschied war aber überlegt und geschah in aller Ruhe. So sind nur noch fünf Eichstätter „im Rennen“. Ein Weggang lässt einen natürlich auch selber reflektieren und sich die Frage nach dem Willen Gottes stellen. Oft merke ich dann, dass diese Entscheidung mit allen Konsequenzen so groß ist und ich nur ein zögerliches, ängstliches, menschliches „Ja“ sagen kann, dass ich froh bin zu wissen, dass ich mit vielen Menschen im Gebet verbunden bin. Ich bin froh, dass ich hier die Möglichkeit habe auch an dieser Frage zu reifen und zu wachsen.

Ein „Highlight“ war auch die Weihbischofsweihe im Würzburger Dom. Mit einigen weiteren Seminaristen aus unserm Haus sind wir mit ins Bistum Würzburg gefahren und konnte bei der Weihehandlung mit dabei sein. Ich hatte mir im Internet zu vor ein Interview mit dem neuen Weihbischof Ulrich Boom angeschaut und er hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Ich denke damit haben die Würzburger einen guten Griff gemacht. Boom war zu vor Gemeindepfarrer und ist sozusagen „ein Mann aus dem Volk“. Die Feier, bei der u.a. Bischof Marx anwesend war, war sehr schön gestaltet und ging knapp drei Stunden. Wir hatten dabei gute Plätze im Chorraum des Doms bekommen.

Vergangene Woche waren wir im Bistum Speyer und haben das Heimatseminar einer unserer Seminaristen besucht. Der romanische Dom und das herrliche Zentrum von Speyer lassen etwas von dem Reiz dieser Stadt erahnen. Beim Besuch des dortigen Priesterseminars wurde nochmal klar, dass wir hier in Bamberg verwöhnt sind. Da das Haus in Bamberg erst vor einem Jahr für 25 Millionen Euro fertig saniert wurde, dürfen wir im mit Abstand modernsten und komfortabelsten Priesterseminar Deutschlands wohnen.

An einem freien Wochenende haben wir zu dritt im Seminar gekocht. Es gab zur Vorspeise fünf Bruschetta Variationen. Im Hauptgang dann drei unterschiedliche Pastasaucen und abschließend einen leckeren Obstsalat. Es macht einfach Freude, selber Neues (und Altes) auszuprobieren und gemeinsam zu essen.

Ein Mönch sagte einmal: „Manche Mitbrüder hat man nur, damit man heilig wird.“ An diesen Spruch musste ich in letzter Zeit manchmal denken, denn es kommt schon manchmal vor, dass man einfach mal genug von den Mitbrüdern hat. Nicht dass ich mit ihnen nicht klar kommen würde, denn jeder hat eine sehr liebenswürdige Seite an sich. Doch wenn man 24 h Stunden im Seminar lebt, gemeinsam isst, gemeinsam Unterricht hat, gemeinsam Kurse belegt, gemeinsam Liturgie feiert, ist etwas Abwechslung nicht verkehrt. Jeder, mich eingschlossen hat seine „Macke“ und dass kann auf Dauer einfach auch auf den Keks gehen. Pfr. Gaar meinte, dass ein „Seminar-Koller“ normal ist und dazugehört.

Auch wenn in Bamberg gerade noch ordentlich Schnee liegt, freue ich mich auf den Frühling. Wenn die Tage länger werden, die Schöpfung neu aufatmet, alles anfängt zu blühen und zu grünen.